180 Seconds--Und meine Welt ist deine by Jessica Park

180 Seconds--Und meine Welt ist deine by Jessica Park

Autor:Jessica Park
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2019-10-08T10:18:56+00:00


19

Wiedererleben

Ich führe ihn zur Hintertür hinaus, und er folgt mir benommen. Heute Abend herrscht ein schneidender Wind, und ich ziehe ihm den Mantel zu, weil er die Kälte nicht zu spüren scheint. Als wir wieder in meinem Zimmer ankommen, bringe ich ihn dazu, sich aufs Sofa zu setzen.

»Magst du was trinken?«, frage ich.

Er sitzt vornübergebeugt und schaut zu Boden. »Nein.«

»Okay.«

Esben schüttelt seinen Mantel ab und lässt ihn fallen. »Oder doch.«

Ich stöbere ein wenig herum und schenke ihm einen Shot von dem ein, was von Steffis Besuch übrig geblieben ist. Er winkt ab, als ich ihm eine Zitrone und Salz anbiete, und kippt den Tequila ohne hinunter. Ich setze mich neben ihn und warte. Er trinkt zwei weitere Shots, beugt sich dann vor und reibt sich das Gesicht.

»Ich habe mit Kerry geredet«, eröffne ich sanft das Gespräch.

Er nickt, das Gesicht in den Händen vergraben.

»Sie hätte gern, dass du mir erzählst, was es mit diesem Gemälde auf sich hat.«

»Nein. Das kann ich nicht.« Seine Stimme klingt fest und entschlossen. Es ist ihm ernst. »Ich will nicht, dass du das erfährst, Allison.«

»Du hast alle meine Geschichten gehört. Meinen ganzen Schmerz. Lass mich ein bisschen von deinem aushalten.« Ich bin etwas bestürzt, weil mir erst jetzt der Gedanke kommt, dass Esbens Vergangenheit vielleicht doch nicht nur von Liebe und Leichtigkeit geprägt war. Erst heute Abend wird mir klar, dass niemand unversehrt durchs Leben kommt. Nicht einmal Esben. Ich habe mich von seinem scheinbar perfekten Leben blenden lassen, von seiner stets positiven Einstellung. Doch selbst die Besten und Stärksten sind verwundbar.

»Ich will nicht, dass du das hörst, weil ich versagt habe, okay? Ich habe so schlimm versagt, dass es unverzeihlich ist.« Er klingt so gebrochen, dass es mich fertigmacht.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das stimmt.«

»Doch.« Er betrachtet das offensichtlich als eine unanfechtbare Tatsache – und er lässt wenig Diskussionsspielraum.

»Ich verstehe, dass das für dich schwer oder fast unmöglich ist, aber es würde Kerry viel bedeuten.«

Wahrscheinlich wäre es klug, nüchtern zu bleiben, aber ich greife nach dem Tequila und nehme einen Schluck direkt aus der Flasche. »Das hat sie sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.«

Die nächsten paar Minuten sagt er nichts, dann trinkt er ebenfalls aus der Flasche, ehe er sich zurücklehnt.

»Als ich in der elften Klasse war und Kerry in der zehnten, habe ich sie zu einer Hausparty bei einem Klassenkameraden von mir mitgeschleppt. Seine Eltern waren nicht da, deshalb waren alle total aufgedreht, und es gab ein Riesenbesäufnis. Kerry wollte eigentlich gar nicht hin, aber ich habe meinen Eltern erzählt, dass wir ins Kino gehen würden und sie überredet, mitzukommen. Das Mädchen, das ich damals gedatet habe, Jenny, hatte auch vor zu kommen, und ich wollte sie irgendwo treffen, wo keine Eltern in der Nähe waren. Als wir auf der Party ankamen, hat Kerry sich zunächst an mich gehalten, weil sie keinen wirklich kannte. Und ich scherte mich nicht darum, dass sie meine Schwester war, die ich in eine neue und miese Situation gebracht hatte.« Er seufzt. »Ich hatte nichts anderes im Sinn, als endlich mit Jenny rumzumachen.



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